„Die Seele und die moderne Medizin“. Dieser Titel ist mir jetzt spontan eingefallen. Zuvor überkam mich die Lust, etwas für den Blog zu schreiben. Zuerst kam: „Das Dilemma der modernen Medizin“.
Holen wir ein wenig aus.
Die Idee, Medizin zu studieren, entstand, als ich mit zarten 20 Jahren im Outback von Australien im Zelt übernachtete. Ich erwachte wegen eines Traums (an den ich mich nicht mehr erinnern kann) morgens um 2 oder so. Und da wusste ich es. Woher und warum, das weiss wohl nur der liebe Gott.
Später, als ich nach dem Studienbeginn 1992 ein erstes Mal und nach einer persönlichen Krise im Jahr 1994 nochmals zu studieren begann, hatte ich immer die Idee, mich der Naturheilmedizin zuzuwenden. Ich hatte während meiner Australienreise viele Bücher von einem tibetanische Autor mit dem Pseudonym Lobsang Rampa gelesen. Er war tibetanischer Arzt und konnte durch seine Ausbildung und seine medialen Fähigkeiten tief in die Seelen der Menschen hinein blicken.
Die Idee, in Tibet Medizin studieren zu gehen, scheiterte dann unter anderem am Geld.
Also gut, dann studiere ich halt in der Schweiz. Aber nur ein Jahr, danach habe ich genug grundlegendes Wissen über den menschlichen Körper, um mich der Naturheilmedizin zuzuwenden.
Dann war das erste Jahr fertig, und ich spürte trotz allem, dass mein Wissensdurst grösser wurde. Es war noch nicht Zeit, zu wechseln.
So ging das Jahr für Jahr, und irgend wann war im Jahr 2000 dann das Staatsexamen.
So kam ich in die „moderne Medizin“ hinein, die oft funktional und zielorientiert denkt und handelt. „Wenn Patient X dies und das hat und die Befunde Y und Z bestehen, dann heisst die Diagnose A oder B, bei A macht man C oder D oder je nachdem E, bei B kann F eine gute Alternative sein“.
Gut, das ist jetzt eine starke Vereinfachung und es soll in keiner Weise herablassend wirken. Oft ist es wirklich gut, so zu denken und zu handeln. Wenn in einer Akutsituation ein Abszess besteht, ist es meist sinnvoll und hilfreich, hineinzuschneiden. Wenn ein akuter Herzinfarkt da ist, dann soll man rasch, gezielt und möglichst korrekt handeln. So denke ich jedenfalls.
Was aber, wenn einen Menschen immer die selben und immer mehr Leiden plagen? Wenn der Gang von einem Arzt und Spezialisten zu einem anderen zur Gewohnheit wird, und nichts sich verändert? Was ist, wenn ich in der Sprechestunde spüre, wie hinter all den geklagten Leiden und Symptomen etwas Tieferes ruft und schreit? Dann wünsche ich mir, in die Seele eines Menschen hineinblicken zu können, vielleicht etwas mit dem Herzen zu sehen und zu verstehen. Worum geht es im Grunde wirklich?
Und so, wie mich das Verständnis des Körpers und von Krankheiten immer fasziniert und nie losgelassen hat, so bleibt mein Durst nach dem Verstehen des Tieferen, nicht auf den ersten Blick sichtbaren. Durch die Erfahrung kam ich im Verlauf des Berufslebens zur Erkenntnis, dass ich eigentlich sehr wenig weiss. Und das hat mich mit einer grossen Portion Demut gesegnet, für die ich dankbar bin. Zwar bin ich manchmal immer noch enttäuscht und auch ein wenig gekränkt, wenn andere Ärzte oder Therapeuten mehr wissen oder können als ich. Aber ich überstehe diese Phasen in der Regel gut und ohne bleibende Schäden
Zurück zur Frage: Worum geht es eigentlich wirklich? Diese Frage und die Suche nach Antworten ist für mich eine Reise, die das ganze Leben lang nicht aufhört.
Und die Frage beginnt bei mir. Wer bin ich wirklich? Was treibt mich im Tiefesten, Innersten, an? Welches sind all meine Muster und alten Verletzungen, die mich tagtäglich begleiten und unbewusst mein Handeln steuern? Wo in meinem Körper stecken die Verletzungen und Narben, wo sind die Blockaden?
Wie fühlt es sich an, wenn „alte“ Gefühle, diejenigen die verdrängt waren, wieder Raum und Platz bekommen und damit auch Emotionen und Energien freiwerden? Kommt dann nicht ein Stück Echtheit mehr hervor?
Es braucht Mut, den ungeliebten Anteilen in mir zu begegnen. Und doch erfahre ich an mir und an anderen Menschen, wie wohltuend, befreiend und letztlich heilsam solche Erfahrungen sind. Weil sie uns wieder in die Liebe zu uns selbst bringen.
Und all das kann das funktionale Denken – bei allen Vorzügen und Vorteilen – uns nicht schenken.
Und wird es meiner Meinung nach auch nie können.
So versuche ich da, wo es im Alltag möglich ist, und Menschen dafür offen sind, dies in die Therapie mit einzubringen. Auch zusammen mit meiner Partnerin Viola Barwich, die mir und Ihnen als Fussreflex- und Körpertherapeutin gerne ihr heilsames Wesen schenkt.